JOSEPH HAAS (1879 – 1960)

Joseph Haas wurde am 19. März 1879 in Maihingen im schwäbischen Ries als 3. Kind des dortigen Lehrers geboren. Schon früh zeigte sich seine musikalische Begabung. Zunächst wurde er aber Lehrer. Nach erfolgreicher Prüfung versuchte er seine musikalischen Studien zu vervollkommnen. Entscheidend war dabei die Begegnung mit Max Reger, dem er bis Leipzig folgte. Schon bald zeigten sich die ersten Erfolge als Komponist, die ihm 1911 die Berufung als Lehrer für Komposition am Konservatorium in Stuttgart und 1921 die Berufung an die Akademie der Tonkunst in München brachten. Konsequent ging er in seinem Schaffen von der Kammermusik über Lieder und Chorwerke zu den großen Orchesterwerken, Oratorien und Opern. Von den bedeutenden Werken seien die beiden Opern „Tobias Wunderlich“ und „Die Hochzeit des Jobs“, die Oratorien „Die heilige Elisabeth“, „Das Lebensbuch Gottes“, „Das Jahr im Lied“ und „Die Seligen“, von den Liederzyklen „Gesänge an Gott“ nach Gedichten von Jakob Kneip und „Unterwegs“ nach Gedichten von Hermann Hesse, von den Messen die „Speyerer Domfestmesse“ und die „Münchner Liebfrauenmesse“ sowie von den Kammermusikwerken das Streichquartett A Dur op. 50, die Violinsonate h Moll op. 21 und die Klaviersonate a Moll op. 46 genannt.

 

Im Jahre 1921 gründete Joseph Haas mit Paul Hindemith und Heinrich Burkard die „Donaueschinger internationalen Kammermusikfeste für Neue Musik“ und bewies damit seine Aufgeschlossenheit für alles Neue, obwohl er selbst stets tonal komponierte. Schon bald war er einer der gesuchtesten Kompositionslehrer in Deutschland. Aus seiner Meisterklasse gingen so unterschiedliche Künstler hervor wie Karl Amadeus Hartmann, Karl Höller, Philipp Mohler, Cesar Bresgen oder die Dirigenten Eugen Jochum und Wolfgang Sawallisch. Joseph Haas war während der Zeit des Nationalsozialismus Angriffen als „Fortschrittsapostel“ (wegen seines Eintretens für die Neue Musik in Donaueschingen) oder wegen „Romhörigkeit“ (wegen seines praktizierten katholischen Glaubens) ausgesetzt. Die Übertragung des Wiederaufbaus der Musikhochschule in München nach dem Kriege als deren Präsident hinderte ihn selbst am Komponieren. Erst nach 1950, als er in den wohlverdienten Ruhestand als Ehrenpräsident versetzt wurde, entstanden noch mehrere teils abendfüllende Werke. Als er am 30. März 1960 über der Reinschrift zur Hymne für den Eucharistischen Weltkongreß in München starb, war er der geachtete Nestor der deutschen Komponisten. Er hatte viele Auszeichnungen erhalten, u.a. Ehrendoktor der Münchner Universität und des päpstlichen Instituts für Kirchenmusik in Rom, Ehrensenator der Musikhochschulen in Stuttgart, Dresden und Leipzig, Ehrenmitglied der GEMA und des Deutschen Komponistenverbandes. Seit 1949 gibt es eine Joseph-Haas-Gesellschaft, die sich um die Verbreitung seines Werkes bemüht. Dem Werk von Joseph Haas wird man nur gerecht, wenn man es an dem mißt, was er selbst zur Sinngebung in der Musik gesagt hat: „Die Musik soll erfreuen, nicht beleidigen; sie soll erschüttern, nicht zerschmettern; sie soll veredeln, nicht banalisieren.“

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